KZ Dora Mittelbau bei Nordhausen

Lageplan - Außenlager KZ Dora 1945
Museumstag 2012, Besuch der Gedenkstätte KZ Dora-Mittelbau, Außenlager des KZ Buchenwald, wunderschönes Frühlingswetter – Widerspruch zur Geschichte des Lagers am Rande des Harzes.

Nachdem die Amerikaner die Versuchsanstalt Peenemünde, wo neue „Vergeltungswaffen/Wunderwaffen“ entwickelt worden waren, Anfang der 1943er Jahre zerstört hatten, wurde die Produktion nach Nordhausen am Harz verlagert. Ein schon vorhandenes Stollensystem wurde in Rekordzeit ausgebaut und das Tunnelsystem auf 20 km erweitert für deutsche Firmen.

Häftlinge wurden aus dem KZ Buchenwald geliefert und schlimmer gehalten als Tiere in der Intensivhaltung. Hühner in Käfigen haben heute ein weitaus komfortableres Leben gegenüber diesen Menschen aus Polen, Belgien, Deutschland, Frankreich, Russland u.a. Ländern. Deren Lebenserwartungen rechneten sich in Tagen und Stunden in der unterirdischen Arbeitshölle. 60 000 Häftlinge wurden bis 1945 durchgeschleust; 20 000 überlebten das KZ Dora nicht.
In einem Dokument des Museums, einem Geschäftsbrief, geschrieben vermutlich von einer Zivilangestellten, ist zu lesen im Lieferschein für das KZ Buchenwald – anbei 41 Leichen zur Verbrennung, erbitten 41 neue Arbeitskräfte!
Da liegt in einer Vitrine der Ausstellung auch ein Brief einer höheren SS-Dienststelle, in dem gebeten wird, die Firmen Junkers, Heinkel u.a. mögen doch Einfluss auf ihr Zivilpersonal nehmen, die gelieferten Häftlinge pfleglicher behandeln, weniger töten, weil von diesen qualifizierten Gefangenen nicht unbegrenzte Mengen zur Verfügung ständen: Wissenschaftler und Facharbeiter. Die kriegswichtige Produktion würde leiden!
Das ist kurios! Die SS bittet die Firmen um „Menschlichkeit“. Was waren das für Zustände!?
Nach Kriegsende haben die Zivilangestellten von nichts gewusst, die Anwohner in der Nähe des Lagers auch nicht.

Trümmer der V1/V2 und der Flugzeugproduktion vermitteln auch heute noch, welche riesigen Produktivkräfte in einem unmenschlichen System freigesetzt worden sind. Durch Sabotage der Häftlinge und unausgereiften Konzepten der Produktion versagte die Hälfte der Waffen beim Einsatz.
V1/V2 sind wohl die einzigen Waffensysteme in der Menschheitsgeschichte, die bei der Produktion mehr Menschenleben gekostet haben als bei ihrem militärischen Einsatz.
Im April 1945 fanden US Soldaten bei der Befreiung des Lagers riesige Leichenhaufen vor. Die Maschinen in den Stollen bauten die Amerikaner ab, die Produktionsunterlagen und die fertigen Waffen nahmen sie bei ihrem Abzug Monate später mit und die Soldaten der nachfolgenden russischen Armee sprengten die Anlage zu als ewiges Grab.
1993 wurden die Zugänge wieder aufgefahren. Heute sind 3-4% des Tunnelsystems für Besucher als Gedenkstätte zugänglich.

Nach so vielen Jahren Abstand von dieser Zeit ist immer noch nicht zu fassen, was Menschen anderen Menschen und Völkern angetan haben einer Ideologie wegen.
Vor Tagen hörte man wieder einmal einen Politiker in einem Interview sagen, dass die Nazis und die Staatssicherheit der ehemaligen DDR vergleichbar wären. Da ist doch sicher die Frage erlaubt, ob einige Politiker und auch Journalisten, die diese Gleichsetzung vertreten, nur an einer sehr schlichten Denkungsart leiden, geschichtlich absolut ungebildet sind oder ob dahinter Methode steckt, die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten der NS-Zeit nachträglich zu relativieren.

Der weitere Ausbau der Gedenkstätte wird dem Vergessen durch die Zeit entgegenwirken, das Andenken an die Opfer der Zeit zu bewahren, wachsam zu sein.
V1 Teile nach der Sprengung 1945 in einem Produktionsstollen

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