Sibirienreise (9) Ankunft in Irkutsk
Sibirienreise (9)
Ankunft in Irkutsk
Nach 7000 Kilometern Zugfahrt 15
Minuten Verspätung, da entschuldigt sich das Zugpersonal noch - fast wie
bei der Deutschen Bahn!?
Das Bordpersonal des Speisewagens
verabschiedet sich mit einem kleinen Imbis und im Bahnhofsrestaurant
gibt es dann ein echt sibirisches Frühstück, aber zuerst muss der
Gott des Baikals gewürdigt werden – mit Wodka!
Der Wodka wird in
alle vier Himmelsrichtungen verspritzt; das restliche Schlücken wird
getrunken. Es gibt Tee aus frischen sibirischen Kräutern. Die
Startposition auf dem Frühstücksteller hat amerikanische Ausmaße.
Von der Menge Rührei mit Speck könnte eine vierköpfige Familie
satt werden. Eier, Käse, Schinken, Pfannkuchen – alles kann
nachgeordert werden.
Jetzt hatte die Reiseleiterin der Stadt
Irkutsk das Sagen; Olga durfte nur noch übersetzen. Zum Einstand
präsentierte die Reiseleiterin für die Stadt selbstgefertigte
Konfitüre aus Beeren, die selbst gesammelt worden sind.
Überall auf
der Welt haben wir erlebt, dass in der Stadt nur stadteigenes
Personal die Richtung angeben darf.
Mit dem Bus ging es erst mal nicht
weiter. Ein Postauto hatte ihm den großen Außenspiegel abgefahren.
Polizei musste her. Das dauerte.
Der Bus war in Südkorea produziert
worden. Überall befanden sich kleine Schildchen in koreanischer
Sprache. Unsere mitreisende Koreanerin konnte übersetzen: „Vorhang
wieder zuziehen!, „Gepäck nicht in die Ablage pressen!“ und
viele weitere sinnvolle Sprüchlein waren zu finden.
Nach einer echt sibirischen
Mittagsmahlzeit begann die Stadtbesichtigung der 590 000 Einwohner
Stadt, dem „Paris Sibiriens“.
In der Nähe des Dekabristen
Museums befanden sich wunderschöne Anlagen mit Dahlien. Wie die das
bei der kurzen Vegetationszeit nur machen mit den Blumen? Seit 1686 gibt es das Stadtrecht und unter Zar Peter I wurde die Stadt zum „Fenster des Ostens" ausgebaut.
Nach dem Großbrand 1879 wurde die
Stadt originalgetreu aus Holzhäusern aufgebaut. Neubauten heute im
Zentrum: Holzhäuser!
Zu Fuß ging es dann zum Gottesdienst
in die „Erlöserkirche“ und zu den Anlagen der Angara, dem
riesigen Strom. Irkuts hat das älteste Museum Sibiriens.
In
meterhohen Buchstaben waren Namen großer Forscher rund um das
Gebäude eingelassen: Humbold, Messerschmidt und viele andere.
Wer war Messerschmidt in der Wertigkeit
neben Humbold? Nie gehört! Daniel Gottlieb Messerschmidt (1685-1735)
wurde in Danzig geboren, studierte in Jena und Halle, war Arzt und
Naturforscher. Er erhielt vom Zar Peter I persönlich den Auftrag,
Sibirien um den Baikalsee zu erforschen.
Das tat er dann auch 7 Jahre
lang. Nach 7 Jahren aber war Peter I gestorben und die neu gegründete
Russische Akademie der Wissenschaften zog alle Forschungsergebnisse ein,
verhängte ein Veröffentlichungsverbot und er erhielt nur ein
Bruchteil der ausgemachten 5000 Goldrubel. Wäre nicht einige Jahre
ein schwedischer Forscher mit ihm durch die Wildnis gezogen und hätte
die Verdienste des Forschers Messerschmidt in Veröffentlichungen
gewürdigt, niemand hätte von ihm erfahren.
In Sibirien kennt neben
Humboldt den Namen Messerschmidt jedes Kind und so wurden wir häufig
gefragt, ob wir etwas mit „Messerschmidt“ zu tun hätten, wo Jena
doch in Deutschland läge. Über Entfernungen hat man dort andere
Vorstellungen als bei uns.
Fragt man in Russland nach der
Namensgleichheit mit Messerschmidt - Naturforscher, fragen amerikanische oder
kanadische Einreisebeamte, ob wir etwas mit dem Konzern
„Messerschmitt“oder dem Konstrukteur der Me111 zu tun hätten?
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