Sibirienreise (7) Unterwegs in der Transsib

Sibirienreise (7)

Unterwegs in der Transsib


Mythos der Eisenbahngeschichte: „Transsibirische Eisenbahn!“ Der erste Spatenstich erfolgte 1881; 90000 Menschen waren zeitweise am Bau beteiligt in heißen Sommern und eisigen Wintern. Viele Opfer forderte der Eisenbahnbau. 9302 Kilometer legt der Zug auf der Strecke zurück – ein Viertel des Erdumfangs.
Ab 1916 waren die 9302 Kilometer voll nutzbar, später wurden 15000 Kilometer elektrische Fahrleitung für den Zugbetrieb verlegt. 87 Großstädte werden durch die Bahn verbunden. Die Einwohnerzahl Sibiriens verdoppelte sich.

Zur Schlafenszeit in Moskau steht man im Fernen Osten auf.

Der erste Halt erfolgte nach 282 Kilometern in Jaroslawl und „Mütterchen Wolga“ wird bei Kilometer 289 überquert.
Die Städte Buj und Perm folgen. Nach 1813 Kilometern kommt Ekatarinenburg und alle waren gespannt auf das Denkmal, das an dem Schienenstrag die Grenze zu Asien anzeigt, aber der Zug war mit 80 Sachen zu schnell, um ein Foto zu machen.

Wald, Wald, Steppe, Wald ziehen am Abteilfenster vorbei. Im Abstand von Stunden sind kleine Dörfer zu sehen.
Bei Kilometer 2676 ist Omsk erreicht, bei Kilometer 3343 Nowosibirsk. Dort ist Mitternacht vorbei, im Zug ist gerade mal Abendbrotzeit! In den riesigen Wartehallen wird geschlafen. Viele große Flüsse werden gequert, die alle nach Norden fließen. Rhein, Elbe, Donau wirken gegen diese Ströme wie Flüsschen.

Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durchzieht der Zug die Landschaft. Mal fährt er leise, mal denkt man, der Waggon ist entgleist und rattert über die Schwellen.
Nachts sind die Stöße manchmal so hart, dass man erkennt, wie wichtig das hohe Fanggitter am Bettrand ist.

Die Bahnsteige reichen durch die Zuglänge nicht aus und die Reisenden müssen oft tief hinunter ins Schotterbett steigen und zum Bahnsteig laufen. Nach dem Halt werden sofort Schläuche für die Wasserversorgung angeschlossen und mehrere Arbeiter kontrollieren Bremsen und Räder.
Die Lok wird gewechselt. Nach dem Halt sind Händler präsent und uns wird klar, warum fast kein Reisender den Speisewagen besucht.

Der Gang des Waggons ist allgemeiner Treffpunkt. Tee wird getrunken, geredet und die Landschaft beobachtet. Gespielt wird auch. Eine russische Familie mit zwei Kindern ist mit im Waggon.
Der Junge hat ein ferngesteuertes Auto. Das saust immer mal durch den Gang und alle heben fürsorglich ihre Füße. Gut erzogene Kinder, alle haben sie gern.

Bahnübergänge gibt es auch, viele. Das Erwähnenswerte ist, bei geschlossener Halbschranke hebt sich eine Stahlwand, die den Übergang für Autofahrer komplett verhindert.

In den Dörfern an der Strecke dominieren die Farben Blau, Weiß und Grün, die Farben der russischen orthodoxen Kirche. Zaun und Fensterumrandungen sind fast immer Blau gestrichen, weil die Bewohner glauben, dass Gott das Blau des Himmels besonders mag und immer mal hineinschaut durch das Fenster in ihr Häuschen.
Die neue Zeit zeigt sich auch hier. Neue Anbauten, aber auch Neubauten sind in einigen Dörfern zu sehen.
Wald, Wald, Steppe, Wald und alle 100 Kilometer mal ein Dorf

Sibirische Bahnschranke - Halbschranke kann nicht umfahren werden, weil aufgestellte Stahlplatten eine Durchfahrt verhindern ...

Birken überall! Die Birken brechen ab, weil sie auf Sumpfgelände stehen. Große Kälte im Winter, aber kaum Schnee. Wo soll der Schnee herkommen bei dieser riesigen Landmasse?


Aufenthalt auf dem Gang des Waggons - Tee trinken, rasieren, weil dort Steckdosen sind, unterhalten und Landschaft beobachten ...
 
Vater und Sohn beobachten das Bahnhofstreiben ... 

Auf jedem größeren Bahnhof werden die Wasservorräte im Waggon aufgefüllt.






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