Sibirienreise
Sibirienreise (6)
Moskau – unterwegs in der Transsib
Nach dem Gang durch den Zug war das
erste verspätete Mittagessen im Speisewagen angesagt, der gleich
hinter der Lok lief. Wegen gepfefferter Preise wurde er nur von
wenigen Mitreisenden genutzt. Eigentlich lief der Speisewagen nur für
unsere Gruppe mit 25 Leuten mit.
Dort wurden dreimal täglich die
Mahlzeiten eingenommen, gute russische Küche! Zum Beginn stand ein
kleiner Wodka auf dem Tisch. Landestypische Vorspeisen,
Hauptgerichte, Nachtisch, immer Tee und Wasser und frisch gebackenes
dunkles Brot wurden serviert.
Das Frühstück war ein besonderes
Vergnügen: Weiß- und Schwarzbrot, Omelett, Spiegelei, Wurst, Käse,
Konfitüre. Drei Gänge, das war das Mittagessen: unterschiedliche
Salate, Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, oft Pilze – alles war
mit viel Grünzeug bestreut, besonders Dill.
Das Abendessen glich dem
Mittagessen. Draußen sauste die Landschaft vorbei. Olga, die
Reiseleiterin aus Irkutsk nutzte die Mahlzeiten für Informationen
zur Reise und zu Land und Leuten.
Da gab es aber eine Besonderheit zur
Zeit der Essenseinnahme, weil der Zug in 24 Stunden 1-2 Zeitzonen
durcheilte, insgesamt bis Irkutsk 7 Zeitzonen!
Im Zug läuft alles nach Moskauer Zeit
ab - bis Peking, egal, ob es regional gerade Tag oder Nacht war.
Gegessen werden sollte aber immer bei Tageslicht. Die letzte Mahlzeit
lag dann manchmal mehr als 10 Stunden zurück und es meldete sich der
Hunger.
Da kam Olga ins Spiel. Sie füllte
diese Zeitspanne mit kleinen Mahlzeiten im Abteil.
Bepackt mit
schweren Beuteln ging sie von Abteil zu Abteil setzte sich und packte
Frühstückszutaten aus. Teebeutel, löslichen Kaffee, heißes Wasser
war ja immer vorhanden, Kuchen , Brot, Wurst, Käse, Konfitüre. Da
wurden die Tagesereignisse durchgesprochen. Sie erzählte von ihrer
letzten Reise. Eine deutsche Gruppe, jemand hatte das Norovirus
eingeschleppt, fast alle hatten Durchfall und keiner hatte
entsprechende Medikamente dabei.
Auf jeder Station versuchte sie die
Stadt und eine Apotheke zu erreiche. Erst als über Zugfunk für den
nächsten Halt ein Taxi geordert wurde und der Taxifahrer mit ihr zur
nächsten Apotheke raste, waren Medikamente vorhanden. Dann setzte
Olga ihren Gang ins nächste Abteil fort.
Später kam dann die diensthabende
Schaffnerin zwecks Reinigung. Die ließ sich mit ihrem Staubsauger
von den herumstehenden Passagieren nicht stören. Die sprangen schon
beiseite oder zogen die Beine ein, wenn sie ihr Reinigungswerk
vollbrachte. Am Ende kamen dann die Toiletten des Waggons dran. Mit
langen Gummihandschuhen und vielen scharfen Sachten wurde auch dieses
Werk vollendet.
Kurios für uns Erstbenutzer der
Transsib war es schon, wenn man zu Abend gegessen hatte im Zug gegen
20 Uhr Moskauer Zeit, wollte sich die Beine draußen vertreten,
schaute auf die Bahnsteiguhr, Moskauer Zeit, ging zum
Nachbarbahnsteig und die Uhr zeigte an, Mitternacht schon vorbei.
Nowosibirsk lag in tiefen Schlaf, in
den großen Wartehallen schliefen die Menschen, die auf Regionalzüge
warteten und wir hatten doch gerade erst zu Abend gegessen!?
Fliegt man von Frankfurt über den Pol
nach Los Angeles, empfindet man den Zeitunterschied nicht so
bedeutend. In Frankfurt wurde gefrühstückt, man steigt in Los
Angeles aus und isst im Hotel zu Mittag. Eigentlich fehlen die vielen
Stunden dazwischen nicht. Hier mit dem Zug bei der Fahrt in den
Fernen Osten sieht die Sache ganz anders aus ...
Die DDR hatte viele dieser Waggons in
die Sowjetunion geliefert. Dieser Waggon jedoch wurde erst 1991 in
Dienst gestellt, nach der Wende ….
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