Unterwegs im Golf von Mexiko

Weiter unterwegs nach Roatán HONDURAS, der größten Insel der Islas de la Bahia in der Karibik, 30000 Einwohner, 60 km lang und 6 km breit.
Noch 2 Stunden bis zum Landgang; 7 Uhr, Deck 14, großes SB Restaurant, noch wenig Betrieb in den Morgenstunden; die Eierbratstation arbeitet schon; Frühstück zusammentragen vom Buffet zum Tisch.
An der Getränkestrecke vor mir eine Amerikanerin, die 4 Tassen Kaffee am Automaten füllt: Kaffee, Zucker, Sahne, Kaffeelöffel. Sie hantiert überlegt. Es dauert!
Abtransport der Tassen; sie sucht ein Tablett. Keins da! Überlegung! Sie schiebt 2 Tassen an den Rand der Ablage und will erst mal mit 2 Tassen zu ihrem Tisch am Ende des großen Restaurants gehen.
Mit meiner Tasse in der Hand stehe ich hinter ihr, sehe ihre Unschlüssigkeit und beschließe, mal am frühen Morgen eine gute Tat zu vollbringen. Mit ihren 2 restlichen Kaffeetassen folgte ich ihr. Nach ihr am Tisch serviere ich die beiden restlichen Kaffeetassen mit einem. „Guten Morgen und einen schönen Tag“, auf Deutsch. Verblüffung allerseits.
„Guten Morgen“ auf Deutsch konnten die 4 Leute vermutlich geographisch nicht einordnen. „Woher?“, wurde gefragt. Vorsichtig sagte ich: „Europe!“, weil viele Amerikaner es mit der Geographie nicht so haben und meistens ihre Nachbarbundesstaaten nicht mal richtig benennen können. Die hier wollten es genauer wissen. „... aus welchem Land?“ „Germany!“, sage ich. „... aus welcher Stadt?“ Ah, geographisch interessiert!
Ich sage immer Leipzig, weil Gera als unbedeutenden Punkt auf der Landkarte sowieso niemand kennt, auch viele Leute aus den alten Bundesländern nicht. Leipzig hat sich bei vielen US Amerikanern durch Nachrichten aus der Wendezeit tief eingegraben. „Jena, Weimar?“, wurde ergänzt. Mein Herkunftsgebiet wurde also eingegrenzt und verortet. Staunen!
Die 2 Ehepaare kamen aus Maine, Augusta und absolvierten ihre erste Kreuzfahrt. Nach wenigen Minuten Verabschiedung wie von alten Freunden. Abgang im Bewusstsein, als deutscher Gutmensch gewirkt zu haben.
Vorsichtig umsehen, sie schauen alle in meine Richtung und diskutieren sicher über Deutsche im Allgemeinen und im Besonderen …
Dann Landgang und wieder unerträgliche Hitze. Eine wundervolle Bootstour mit einem nur aus Freundlichkeit bestehenden Bootsführer wird zum Erlebnis.

Alles hier lässt an Paradies denken. Unberührte, menschenleere weiße Sandstrände, klares warmes Wasser (28°C) und die Korallenriffe lassen den Gedanken an das Paradies hier Wirklichkeit werden. Mangrovendickichte und Schiffswracks sind ebenfalls zu erleben. An dem Wrack ist gut zu erkennen, wie Sonne, Wind, Zeit und Wetter ein Schiff zerlegen in seine ursprünglichen Bestandteile.
Die schräg stehende Palme an einem solchen Strand, die auf Werbefotos der Reisebüros meistens zu sehen ist, steht garantiert auch hier irgendwo.
Aber auch die einfachen Behausungen, die jedem Sturm ausgeliefert sind, große Armut und soziale Kontraste fallen auf. Da gehen am Morgen Schüler in Schulkleidung zur Schule und da sitzt ein gleichaltriges Kind 100 Meter entfernt an einem schiefen Tisch und bietet Andenken an. Schule kostet Geld ...
1998 wurde die Insel durch einen Hurrikan verwüstet. Dieses Bade- und Taucherparadies beginnt sich zu entwickeln. Tourismus ist die Haupteinnahmequelle geworden. Alle Bewohner wollen daran teil haben. Immer mehr Kreuzfahrtschiffe liefern täglich Touristen an in einem wunderschönen Hafen. Aus der Höhe des 14. Decks hat man einen weiten Blick ...


 

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